"Erst der Anfang"

Der Zorn auf Manager, die trotz verheerender Ergebnisse ihrer Unternehmen Prämien kassieren, schlägt zunehmend in Gewalt um: In Schottland verwüsteten unbekannte Täter die Villa von Fred Goodwin, dem Ex-Chef der Royal Bank of Scotland. Er hatte 2008 nach Milliardenverlusten den Hut nehmen müssen, wollte aber nicht auf seine üppige Pension verzichten. In einer Art Bekennerschreiben rechtfertigten die Täter ihr Handeln mit der Wut auf die Reichen: Bankenbosse gehörten eingesperrt. Und die Vandalenakte seien "erst der Anfang".

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Luxusvilla im Visier
Gruppe bekannte sich zu "Anschlag" auf Haus von britischem Banker.
Wut und Verunsicherung treiben Opfer der Wirtschaftskrise zunehmend zu gewaltsamen Aktionen. In Edinburgh verwüsteten Unbekannte in der Nacht zum Mittwoch das Haus des früheren Chefs der Royal Bank of Scotland (RBS) und schlugen Scheiben seiner Limousine ein.

In Frankreich nahmen Angestellte zum zweiten Mal binnen zwei Wochen einen Manager als Geisel, um gegen Entlassungen zu protestieren. Arbeiter der deutschen Reifenfirma Continental zündeten in Paris Barrikaden an und forderten Hilfe der Politik.

"Gehören ins Gefängnis"
Das Haus von Fred Goodwin in der schottischen Hauptstadt Edinburgh stand nach Polizeiangaben zur Zeit des Angriffs leer. An einem vor dem Haus geparkten Mercedes-Benz S 600 sei die Heckscheibe eingeschlagen worden. "Bankenchefs sind Kriminelle", hieß es in einer anonym versendeten E-Mail an mehrere Zeitungen.

"Wie sind zornig auf reiche Leute wie ihn, die sich selbst große Summen auszahlen und im Luxus leben, während sie gewöhnliche Menschen arbeitslos, mittellos und obdachlos machen. Bankenchefs sollten eingesperrt werden." Und die Gruppe kündigte weitere Taten an: "Das ist nur der Anfang."

Die britische Exekutive hatte bereits im Februar vor sozialen Unruhen und einem "Sommer des Zorns" gewarnt.

Empörung über Pension
Für Empörung hatte gesorgt, dass Goodwin nach seinem Rücktritt im vergangenen Jahr jährlich 700.000 Pfund (757.000 Euro) Pension bekommt. Goodwin musste als Chef der RBS gehen, weil das Unternehmen im Zuge der weltweiten Finanzkrise in Schwierigkeiten geraten war. 2008 machte die RBS einen Verlust von mehr als 24 Mrd. Pfund.

Goodwin, der wegen seiner drastischen Sparmaßnahmen auch "Fred the Shred" (Fred der Zerkleinerer) genannt wurde, hatte sich Forderungen der Regierung widersetzt, auf einen Teil seiner Pension zu verzichten. Die Regierung hat der RBS schon mit 20 Mrd. Pfund aus der Klemme geholfen.

Medienberichten zufolge haben Freunde Goodwin empfohlen, für einige Zeit das Land zu verlassen. Zudem hatte er bereits letztes Jahr offenbar seine Kinder aus Furcht vor Übergriffen vorübergehend aus der Schule genommen.

Manager als Geisel
In Frankreich richtete sich der Zorn gegen den nationalen Chef der amerikanischen Büromaterialfirma 3M, Luc Rousselet. Mitarbeiter hielten ihn von Dienstagabend bis Donnerstagnacht in der Niederlassung in Pithiviers nördlich von Paris als Geisel. "Wir haben keine andere Munition als die Festsetzung der Verantwortlichen", sagte Laurent Joly, der seit elf Jahren in der Fabrik arbeitete.

Der gefangene Manager selbst äußerte Verständnis für die Lage der Beschäftigten. "Die Menschen hier sind mehr zu bedauern als ich", sagte er im Radiosender France-Info. Erst nach staatlicher Vermittlung kam er frei.

Durchhalteparolen der Gewerkschaft
3M gab in der vergangenen Woche Pläne bekannt, mehrere hundert Beschäftigte in Frankreich zu entlassen. Betroffen sind 110 von 235 Mitarbeitern in Pithiviers. Seit Freitag ist die Belegschaft im Streik, sie fordert höhere Abfindungen sowie bessere Arbeitsbedingungen für die verbleibenden Mitarbeiter. "Wir werden durchhalten, bis wir bekommen, was wir verdienen", sagte Jean-Francois Caparros von der Gewerkschaft Force Ouvrier.

Proteste gegen Conti
Am 13. März hatten wütende Arbeiter einer Sony-Fabrik bei Bordeaux den Frankreich-Chef des Konzerns für eine Nacht als Geisel genommen. Er wurde erst nach neuen Verhandlungen über die geplanten Werksschließungen wieder freigelassen.

Auch die Wut gegen die von Conti geplante Werksschließung in Clairoix in Nordfrankreich ebbt nicht ab. Dutzende Mitarbeiter zogen am Mittwoch in einem Protestmarsch vom Bahnhof Saint Lazare zum Elysee-Palast und zündeten Barrikaden aus Gummireifen an. "Wir brauchen Hilfe von der Politik, sonst machen die Reifenbosse, was sie wollen", sagte Antonio Da Costa von der Gewerkschaft CFTC.

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