Samstag, 4. April 2009

Wir haben eine Macht

Wir sind die Bürger, wir wählen die Politiker. Wir haben eine Macht. Es nutzen aber noch zu wenige Leute die Chance, mit Politikern in Kontakt zu treten und ihre Meinung zu artikulieren. Ich glaube, dass jeder einzelne Bürger, der in Brüssel einen Abgeordneten kontaktiert, mindestens genauso stark ist wie zehn Lobbyisten, die teuer bezahlt werden.

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ganzer artikel:

Politik im sozialen Netz

Bei der Berliner Blogger-Konferenz re:publica ist am Freitag das Thema Politik und soziale Medien im Mittelpunkt gestanden. ORF.at sprach mit netzpolitik.org-Blogger und re:publica-Mitveranstalter Markus Beckedahl über die Veränderung der politischen Öffentlichkeit durch Weblogs, Facebook & Co., zivilgesellschaftliche Initiativen im Netz, twitternde Politiker und Politikeransprachen auf YouTube.

ORF.at: Wie haben soziale Medien wie Weblogs die politische Öffentlichkeit verändert?

Beckedahl: Mit Hilfe dieser Medien kann jeder Teil der Öffentlichkeit werden. Die Öffentlichkeit ist auch nicht mehr lokal gebunden. Früher konnte man eigentlich nur auf lokaler Ebene aktiv werden, konnte sich dort beteiligen. Heute reicht es aus, ein Weblog zu haben, und damit kann man global auf Sendung gehen. Wir haben die Werkzeuge in der Hand, uns mit anderen Menschen zu vernetzen und eine kritische Stimme zu erheben.

ORF.at: Wie beurteilen Sie den Status quo der vernetzten poltischen Öffentlichkeit?

Beckedahl: In Staaten, wo es eine kontrollierte Presse gibt, wo es kaum Möglichkeiten zur Meinungsfreiheit gibt, entfalten diese Werkzeuge massives Demokratiepotenzial. Wenn man sich in Deutschland umschaut, dann hat man eher das Gefühl, dass dieses Potenzial noch von zu wenigen Menschen genutzt wird, um seine kritische Stimme zu erheben, auf Missstände aufmerksam zu machen und sich mit Hilfe dieser Werkzeuge politisch zu engagieren.

ORF.at: Sie betreiben mit netzpolitik.org ein Blog, das dezidiert politisch ist. Wie definieren Sie das, was Sie machen?



Beckedahl: Netzpoltik.org ist eine Plattform für Offenheit und Freiheit im digitalen Zeitalter, und wir fungieren einerseits als Filter für das Themenfeld Internet und Gesellschaft. Wir verweisen auf andere Sachen, die im Netz passieren. Aber wir nutzen netzpolitik.org auch als Kampagnenplattform, um mit den Möglichkeiten des Internets zu experimentieren und zu schauen, was man mit so gut wie gar keinen Ressourcen außer Internet-Zugang und Webserver politisch erreichen kann.

ORF.at: In der Berichterstattung zu bestimmten Themen oder Ereignissen, etwa der Hausdurchsuchung beim Domain-Inhaber von Wikileaks.de, haben sich Blogs sehr stark von etablierten Medien unterschieden. Sind Blogs auch ein Korrektiv der etablierten Medien?

Beckedahl: Blogs bieten eine tolle Möglichkeit, die vierte Macht im Staat, nämlich die Medien, bei ihrer Rolle zu unterstützen, unsere Demokratie zu kontrollieren. Diese Chance wird leider immer noch zu wenig genutzt. Aber wenn man sich die Medienlandschaft ansieht, die immer mehr von Kürzungen betroffen ist, dann ist eine Art Ergänzung oder Unterstützung durch so etwas wie eine fünfte Macht dringend notwendig.

ORF.at: Weblogs können dabei aber sehr schnell an ihre Grenzen stoßen - etwa wenn die Betreiber von Institutionen unter Druck gesetzt werden. Das ist Ihnen mit der Deutschen Bahn ja auch passiert. Sie konnten sich letztlich durchsetzen. Aber wäre das auch einem weniger bekannten und exponierten Blogger gelungen?

Beckedahl: Wir haben in Deutschland das Problem, dass die Rechtslage kompliziert ist und wir teilweise fehlerhafte Rahmenbedingungen haben. Man benötigt juristisches Vorwissen, um mehr oder weniger unangreifbar zu sein. Ich beschäftige mich mit der Gesetzgebung, aber ich bin trotzdem von der Deutschen Bahn abgemahnt worden. In diese Fallen können Bürger ohne juristisches Wissen natürlich noch viel schneller tappen. Wir brauchen Rahmenbedingungen, die berücksichtigen, dass auf einmal jeder ein Sender sein und im Netz kommunizieren kann, dass Menschen von ihrem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch machen. Man kriegt sehr schnell Abmahnungen. Das ist ein Problem.

ORF.at: Netzpolitik.org setzt sich mit elektronischen Bürgerrechten auseinander. Die werden heute weitgehend auf europäischer Ebene bestimmt. Sehen Sie so etwas wie eine kritische, vernetzte europäische Öffentlichkeit entstehen?

Beckedahl: Wir brauchen europäische Öffentlichkeiten. Das Problem ist, dass wir bisher so gut wie keine europäischen Öffentlichkeiten haben. Was in Brüssel passiert, passiert fernab der Öffentlichkeit. In deutschen Medien wird beispielsweise relativ wenig darüber berichtet. Wir haben das Problem der Sprachbarrieren. Es ist immer noch relativ schwierig, sich mit Menschen aus allen EU-Mitgliedsstaaten zu vernetzen und einen Dialog zu starten, um gemeinsam zu definieren, wie wir uns als europäische Bürger gemeinsam eine europäische Politik vorstellen. Das sind Herausforderungen, vor denen Europa derzeit steht. Wie gehen wir mit dieser Sprachenvielfalt um? Wie schaffen wir es gemeinsam, kritische Öffentlichkeit zu bilden?

ORF.at: Auf europäischer Ebene haben wir zuletzt im Zusammenhang mit dem Telekompaket und der Schutzfristverlängerung eine Reihe von zivilgesellschaftlichen vernetzten Kampagnen gesehen. Welche Erfolgsaussichten haben solche Initiativen?

Beckedahl: Ich sehe riesige Chancen für zivilgesellschaftliche Initiativen durch das Internet. Man kann sich sehr schnell ad hoc vernetzen, man ist orts- und zeitunabhängig, das ist enorm wichtig. Man muss sich nicht erst einmal treffen, man kann das im Netz tun. Man kann Wikis und Weblogs nutzen und Menschen in politische Kampagnen einbinden, die vorher vielleicht nicht aktiv waren.

In Deutschland gibt es das Beispiel des Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung, der diese Art von Open-Source-Kampagne erfolgreich geschafft hat. Der Vorläufer dieses Ansatzes war etwa die Kampagne gegen Software-Patente in Europa, wo zum ersten Mal Nerds und Geeks ihre Werkzeuge eingesetzt haben, um sich politisch zu vernetzen. Das können Beispiele für alle möglichen zivilgesellschaftlichen Initiativen sein.

ORF.at: Gerade auf europäischer Ebene findet sehr viel Lobbying der Industrie statt. Da steht auch sehr viel Geld dahinter. Können sich zivilgesellschaftliche Initiativen da überhaupt durchsetzen?

Beckedahl: Auf jeden Fall. Wir sind die Bürger, wir wählen die Politiker. Wir haben eine Macht. Es nutzen aber noch zu wenige Leute die Chance, mit Politikern in Kontakt zu treten und ihre Meinung zu artikulieren. Ich glaube, dass jeder einzelne Bürger, der in Brüssel einen Abgeordneten kontaktiert, mindestens genauso stark ist wie zehn Lobbyisten, die teuer bezahlt werden. Die meisten Politiker sehen das als authentischer an. Sie können auch die Lobbyisten einschätzen und wissen, dass die nur Partikularinteressen vertreten. Insofern kann ich nur jedem Bürger dazu raten, sich an der Demokratie zu beteiligen. Demokratie lebt vom Mitmachen. Wenn es Missstände gibt, kontaktiert eure Abgeordneten und artikuliert diese Missstände.

ORF.at: Wie steht es mit den politischen Parteien selbst aus? Sind die im Web 2.0 angekommen?

Beckedahl: Die politischen Parteien sind noch nicht im Web 2.0 angekommen. Wenn wir "2.0" mit Offenheit, Kollaboration übersetzten, dann sieht man, dass die einzige Form von Kollaboration im Moment so aussieht, dass man einfacher an die Botschaften der Politiker herankommt. Die sind jetzt auf mehrere Kanäle verteilt - etwa YouTube. Die Möglichkeiten der Partizipation sind aber beschränkt. Man kann nicht wirklich mitdiskutieren und mitbestimmen.

ORF.at: Die aktive vernetzte Kommunikation mit den Wählern findet noch nicht statt?

Beckedahl: Wir sind in einer Übergangsphase. Üblicherweise ist es noch eine Einwegkommunikation, obwohl es zunehmend Politiker gibt, die langsam anfangen, das Internet und seine dialogorientierten Möglichkeiten zu verstehen, und diese Werkzeuge auch offen und transparent nutzen.

ORF.at: Im Wahlkampf nutzen Politiker auch gerne soziale Medien, schreiben Blogs und twittern. Ihr Unternehmen newthinking macht dazu auch regelmäßig Studien. Welche Trends registrieren Sie da?

Beckedahl: Der Trend ist ganz klar: Dabei sein ist alles. Jeder halbwegs motivierte Kandidat wird in diesem Wahlkampf ein Facebook-Profil haben, Videos über YouTube ins Netz stellen und vielleicht noch Twitter nutzen. Manche werden sich von der Masse absetzen, indem sie das auch selbst tun und nicht von Mitarbeitern machen lassen.

ORF.at: YouTube-Videos sind häufig ja auch Ausgangspunkt für Remixe von Internet-Nutzern.

Beckedahl: Ich glaube, Politikeraktivitäten im Netz können spannender und popkultureller werden, wenn sich kreative Menschen hinsetzen und sie verfeinern, indem sie mit ihren Computern herumspielen und Remixe erstellen. Die Aktivitäten deutscher Politiker bei YouTube sind für gewöhnlich ja noch langweiliger als im Fernsehen. Hier könnte ein bisschen mehr Spiel und Spaß lockerere Angebote bringen, die auch junge Menschen ansprechen.

ORF.at: In den USA hat zuletzt Barack Obama diese Möglichkeiten sehr offensiv und erfolgreich eingesetzt. Er hat allerdings auch die Beteiligung der Leute aktiv unterstützt. Wann werden wir solche Kampagnen in Deutschland oder Österreich sehen?

Beckedahl: Ich glaube nicht, dass wir in den nächsten Jahren in Deutschland eine ähnliche Offenheit in Kampagnen sehen werden. Parteien orientieren sich erst einmal in diesen neuen sozialen Räumen. Ich glaube nicht, dass es vor 2013 eine ähnlich Kampagne in Deutschland geben wird.

ORF.at: Woran scheitert das?

Beckedahl: Der Medienwandel wird fortschreiten. Wir haben heute schon die Situation, dass ein Großteil der Bevölkerung Breitband-Internet und Flatrates hat und sich langsam daran gewöhnt, dass das Internet da ist. Die Leute fangen an, diese sozialen Räume im Netz zu bevölkern. Diesen Medienwandel haben die USA schon viel früher gehabt. Gleichzeitig hoffe ich auch, dass wir jüngere Politiker bekommen, die diese Werkzeuge schon in ihr Leben integriert haben. Dann werden wir so eine Öffnung bekommen. Wir werden das aber nicht mit den Politikern schaffen, die mit Einwegkommunikation in Zeitung, Radio und Fernsehen groß geworden sind.

ORF.at: Gehen die sozialen Möglichkeiten des Netzes überhaupt mit traditionellen Parteiapparaten zusammen?

Beckedahl: Wir müssen Politik öffnen und wieder eine Begeisterung für demokratische Prozesse in der Bevölkerung entfachen. In Deutschland gibt es zunehmend Parteienverdrossenheit. Die einzige Chance, die Parteien haben, ist eine Öffnung mit temporären Beteiligungs- und Mitbestimmungsangeboten für junge Menschen.

Mehr zur re:publica:

* Wales lobt deutschsprachige Wikipedia
* Weblogs "im Mainstream angekommen"

orf,
http://futurezone.orf.at/stories/1503803/

"Erst der Anfang"

Der Zorn auf Manager, die trotz verheerender Ergebnisse ihrer Unternehmen Prämien kassieren, schlägt zunehmend in Gewalt um: In Schottland verwüsteten unbekannte Täter die Villa von Fred Goodwin, dem Ex-Chef der Royal Bank of Scotland. Er hatte 2008 nach Milliardenverlusten den Hut nehmen müssen, wollte aber nicht auf seine üppige Pension verzichten. In einer Art Bekennerschreiben rechtfertigten die Täter ihr Handeln mit der Wut auf die Reichen: Bankenbosse gehörten eingesperrt. Und die Vandalenakte seien "erst der Anfang".

orf,
http://orf.at/090325-36520/index.html

Luxusvilla im Visier
Gruppe bekannte sich zu "Anschlag" auf Haus von britischem Banker.
Wut und Verunsicherung treiben Opfer der Wirtschaftskrise zunehmend zu gewaltsamen Aktionen. In Edinburgh verwüsteten Unbekannte in der Nacht zum Mittwoch das Haus des früheren Chefs der Royal Bank of Scotland (RBS) und schlugen Scheiben seiner Limousine ein.

In Frankreich nahmen Angestellte zum zweiten Mal binnen zwei Wochen einen Manager als Geisel, um gegen Entlassungen zu protestieren. Arbeiter der deutschen Reifenfirma Continental zündeten in Paris Barrikaden an und forderten Hilfe der Politik.

"Gehören ins Gefängnis"
Das Haus von Fred Goodwin in der schottischen Hauptstadt Edinburgh stand nach Polizeiangaben zur Zeit des Angriffs leer. An einem vor dem Haus geparkten Mercedes-Benz S 600 sei die Heckscheibe eingeschlagen worden. "Bankenchefs sind Kriminelle", hieß es in einer anonym versendeten E-Mail an mehrere Zeitungen.

"Wie sind zornig auf reiche Leute wie ihn, die sich selbst große Summen auszahlen und im Luxus leben, während sie gewöhnliche Menschen arbeitslos, mittellos und obdachlos machen. Bankenchefs sollten eingesperrt werden." Und die Gruppe kündigte weitere Taten an: "Das ist nur der Anfang."

Die britische Exekutive hatte bereits im Februar vor sozialen Unruhen und einem "Sommer des Zorns" gewarnt.

Empörung über Pension
Für Empörung hatte gesorgt, dass Goodwin nach seinem Rücktritt im vergangenen Jahr jährlich 700.000 Pfund (757.000 Euro) Pension bekommt. Goodwin musste als Chef der RBS gehen, weil das Unternehmen im Zuge der weltweiten Finanzkrise in Schwierigkeiten geraten war. 2008 machte die RBS einen Verlust von mehr als 24 Mrd. Pfund.

Goodwin, der wegen seiner drastischen Sparmaßnahmen auch "Fred the Shred" (Fred der Zerkleinerer) genannt wurde, hatte sich Forderungen der Regierung widersetzt, auf einen Teil seiner Pension zu verzichten. Die Regierung hat der RBS schon mit 20 Mrd. Pfund aus der Klemme geholfen.

Medienberichten zufolge haben Freunde Goodwin empfohlen, für einige Zeit das Land zu verlassen. Zudem hatte er bereits letztes Jahr offenbar seine Kinder aus Furcht vor Übergriffen vorübergehend aus der Schule genommen.

Manager als Geisel
In Frankreich richtete sich der Zorn gegen den nationalen Chef der amerikanischen Büromaterialfirma 3M, Luc Rousselet. Mitarbeiter hielten ihn von Dienstagabend bis Donnerstagnacht in der Niederlassung in Pithiviers nördlich von Paris als Geisel. "Wir haben keine andere Munition als die Festsetzung der Verantwortlichen", sagte Laurent Joly, der seit elf Jahren in der Fabrik arbeitete.

Der gefangene Manager selbst äußerte Verständnis für die Lage der Beschäftigten. "Die Menschen hier sind mehr zu bedauern als ich", sagte er im Radiosender France-Info. Erst nach staatlicher Vermittlung kam er frei.

Durchhalteparolen der Gewerkschaft
3M gab in der vergangenen Woche Pläne bekannt, mehrere hundert Beschäftigte in Frankreich zu entlassen. Betroffen sind 110 von 235 Mitarbeitern in Pithiviers. Seit Freitag ist die Belegschaft im Streik, sie fordert höhere Abfindungen sowie bessere Arbeitsbedingungen für die verbleibenden Mitarbeiter. "Wir werden durchhalten, bis wir bekommen, was wir verdienen", sagte Jean-Francois Caparros von der Gewerkschaft Force Ouvrier.

Proteste gegen Conti
Am 13. März hatten wütende Arbeiter einer Sony-Fabrik bei Bordeaux den Frankreich-Chef des Konzerns für eine Nacht als Geisel genommen. Er wurde erst nach neuen Verhandlungen über die geplanten Werksschließungen wieder freigelassen.

Auch die Wut gegen die von Conti geplante Werksschließung in Clairoix in Nordfrankreich ebbt nicht ab. Dutzende Mitarbeiter zogen am Mittwoch in einem Protestmarsch vom Bahnhof Saint Lazare zum Elysee-Palast und zündeten Barrikaden aus Gummireifen an. "Wir brauchen Hilfe von der Politik, sonst machen die Reifenbosse, was sie wollen", sagte Antonio Da Costa von der Gewerkschaft CFTC.

orf,
http://orf.at/090325-36520/?href=http%3A%2F%2Forf.at%2F090325-36520%2F36521txt_story.html

Leibwächter sind ausgebucht

Die Chefetage des Versicherungskonzerns AIG ist in den USA zum "Volksfeind Nummer eins" geworden. Dass AIG nur dank Milliarden an Steuergeld überleben kann und die Manager trotzdem um ihre Bonuszahlungen kämpfen, hat sie zum symbolhaften Hassobjekt gemacht.

Dass nun nach und nach doch einige Manager auf ihre Boni verzichten wollen, hat wohl weniger mit Einsicht zu tun als vielmehr mit schierer Angst: Die Rachegelüste des "kleinen Mannes" nehmen langsam die Form von Menschenjagd an.

Internes Memo mit Warnung
Ein aktuelles internes AIG-Memo spricht Bände: "Tragen Sie keine Kleidung mit den AIG-Insignien. Vermeiden Sie es, nachts allein unterwegs zu sein, und parken Sie Ihren Wagen immer in gut beleuchteten Straßen", zitiert das US-Nachrichtenmagazin "Newsweek" daraus.

Bereits seit Wochen häufen sich anonyme Morddrohungen bei AIG. Auch Bustouren, die aufgebrachte Bürger direkt vor die luxuriösen Wohnhäuser der Manager bringen, werden organisiert. Die Polizei hat die Bewachung der Luxuswohngegenden verstärkt.

Security-Firmen als Profiteure
Über die Entwicklung freuen können sich höchstens Security-Firmen: Nicht nur bei der AIG-Finanzzentrale im Bundesstaat Connecticut, sondern auch in New York läuft ihr Geschäft blendend: Leibwächter sind derzeit ausgebucht, Trupps mit Sprengstoffspürhunden ebenso.

Als besondere Gefahr sehen Sicherheitsfirmen dabei auch frühere Mitarbeiter, die ihren Job verloren haben. Sie könnten im Schatten der allgemeinen Empörung - und noch dazu mit Insiderwissen ausgestattet - Rache an ihren früheren Chefs nehmen, vermuten sie.

Hass als gutes Geschäft
Auch andere versuchen, aus dem kollektiven Zorn Kapital zu schlagen. Im Internet finden sich etwa bereits Spiele, bei denen man die AIG-Zentrale mit virtuellen Paradeisern bewerfen kann. Wieder andere versuchen, T-Shirts mit AIG-Hassparolen an den Mann zu bringen.

US-Präsident Barack Obama sieht sich inzwischen bereits zu kalmierenden Aussagen gezwungen. Gerade in krisenhaften Zeiten sei Zorn ein schlechter Berater, appellierte er am Dienstag an die Bevölkerung. Dabei hatte gerade Obama selbst zuvor den Zorn auf AIG angestachelt.

Politiker machen es vor
Wiederholte Äußerungen des Präsidenten darüber, dass er selbst "zornig" über die "unmoralischen" Manager sei und man in dem Fall auch jedes "Recht auf Zorn" habe, waren von vielen als Erlaubnis zur Mobilmachung gegen die AIG-Manager verstanden worden.

Auch die US-Parlamentarier nahmen das Auftauchen eines würdigen Sündenbocks als willkommenen Anlass dafür, den Zorn der Bevölkerung kanalisieren zu können. Im Kongress wurde etwa die Veröffentlichung der vollen Namen aller Betroffenen gefordert.

AIG-Chef kommt unschuldig zum Handkuss
AIG-Chef Edward Liddy musste die medienwirksam inszenierte Empörung der Abgeordneten ausbaden, obwohl er dort erst nach dem Bilanzdebakel des Konzerns das Ruder übernommen hatte. Exemplarisch verlief etwa ein Wortwechsel zwischen Liddy und dem demokratischen Abgeordneten Stephen Lynch.

"Das gebührt Ihnen"
Lynch warf Liddy minutenlang mit Formulierungen wie "Sie haben ...", "Sie waren ..." persönlich alle vergangenen Verfehlungen bei AIG vor. Liddy erwiderte höflich, er sei damals noch nicht bei AIG gewesen und deshalb von den "Sie"-Formulierungen "verletzt".

Lynch unterbrach den AIG-Chef daraufhin mitten im Satz und vor laufenden TV-Kameras mit den Worten: "Dann sage ich Ihnen etwas: Ich wollte Sie auch verletzen, denn genau das gebührt Ihnen." Liddy selbst arbeitet bei AIG für den symbolischen Gehalt von einem Dollar pro Jahr.

Kehrtwende aus Eigeninteresse
Dass die US-Regierung mittlerweile gegensteuert, beruht wohl nicht auf Einsicht oder Sorge um die Manager und deren Familien. Vielmehr passt es dem Weißen Haus seit Montag besser in den Kram, wenn die Finanzbranche nicht in allzu schlechtem Licht dasteht.

Die neuen Pläne zur Rettung der US-Finanzbranche können nur funktionieren, wenn sich private Investoren finden, die die angeschlagenen Konzerne aus dem Dreck ziehen. Selbst wohlmeinende Kommentatoren sprechen schon von einer "peinlichen Pirouette" Obamas.

orf,
http://orf.at/090325-36520/?href=http%3A%2F%2Forf.at%2F090325-36520%2F36479txt_story.html

Frankreich: Arbeiter nahmen Manager in Geiselhaft

In Frankreich haben Arbeiter zum dritten Mal in nur wenigen Wochen aus Wut über Stellenstreichungen die Firmenspitze ihres Unternehmens gefangen genommen.

In einem Werk im südostfranzösischen Grenoble sperrten Beschäftigte des US-Baumaschinenherstellers Caterpillar heute vier Manager im Büro des Fabrikschefs ein. Demnach fordern die Angestellten neue Verhandlungen über die geplante Streichung von 733 Stellen bei Caterpillar in Frankreich.

Neben dem Chef der Fabrik in Grenoble hielten die Angestellten demnach auch zwei Personalbeauftragte sowie den Verantwortlichen für europäische Produkte gefangen. Die Beschäftigten in Grenoble befanden sich heute zudem im Streik. Caterpillar beschäftigt in der Stadt in den französischen Alpen insgesamt 2.500 Menschen.

orf,
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kapitalismus ist 76% der österreicherInnen unsympathisch

in österreich halten nur noch 20 prozent der bevölkerung den kapitalismus für "eher sympathisch", 76 % halten ihn für "eher unsympathisch", so das ergebnis einer umfrage von gfk austria.

eine umfrage im auftrag der bbc in 24 ländern, darunter 15 g20-länder hatte zum ergebnis, dass 70 % der befragten "eine grundlegende änderung der weltwirtschaftsordnung" wünschen. 62 % geben an, von der weltwirtschaftskrise "spürbar" bis "schwerwiegend" getroffen worden zu sein.

- die presse, 31.3.2009

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